Schulkommission BzG – adieu, Sabine Bammatter!

Interview von Oktober 2021

Lic. iur. Sabine Bammatter 

von 2007 bis 2021 Präsidentin der Schulkommission 

Interview

Sabine, viele Jahre standest du uns als Präsidentin der Schulkommission mit Rat und Tat zur Seite. Bitte stelle dich unseren Leser*innen vor. 

Seit seinem Entstehen bin ich als Dozentin für Medizinalrecht in mehreren Bildungsgängen mit dem BzG eng verbunden. Dieses Fach habe ich vor dem Zusammenschluss aller Gesundheitsschulen im BzG schon in der damaligen Laborschule und in der Pflegeschule Bethesda unterrichtet. In Letzterer übrigens als amtsälteste Dozentin. Da beide Schulen 2007 ins BzG integriert worden sind, bin ich ebenfalls in diese damals neue kantonale Schule übergetreten.  

Aber eigentlich bin ich viel länger mit den Schulen im Gesundheitswesen verbunden. So habe ich im Herbst 1979 an der Schule für Allgemeine Krankenpflege des Kantonsspitals eine Schwesternlehre begonnen, die ich aber aus gesundheitlichen Gründen nicht fortsetzen konnte. Deshalb habe ich an der Universität Basel Jura studiert und hierfür u.a. als »Springerin« in einer Hilfstätigkeit in der Pflege das dazu notwendige Geld verdient.  

Nach dem Studium und den üblichen Gerichtsvolontariaten arbeitete ich in einer Privatversicherung und regulierte dort auch einige Medizinalhaftpflichtfälle. Bald zog es mich aber näher zum Gesundheitswesen zurück. Als Assistentin des Bürgerspitaldirektors und später im Rechtsdienst des REHAB und der IV-Stelle Basel erlangte ich vertiefte Kenntnisse des Sozial- und Gesundheitsrechtes. Damals wurden generell weniger Entscheide von Behörden infrage gestellt als heute. So ist es heute unvorstellbar, dass ich damals mit einer Teilzeitstelle über mehrere Jahre allein für den Rechtsdienst der IV-Stelle zuständig gewesen bin.  

Im Jahre 1998 wurde ich als Ersatzrichterin an das Strafgericht Basel-Stadt gewählt. Dort erlebte ich in meiner 20-jährigen Tätigkeit auch immer wieder Fälle aus dem Gesundheitswesen, die mich zusätzlich sensibilisiert haben für heikle Situationen, in denen sich Fachkräfte des Gesundheitswesens befinden können. Aber auch die langjährige Tätigkeit in der Spitalkommission der UPK, die Beschwerden von Patientinnen und Patienten interdisziplinär behandelte, liess mich Erfahrungen sammeln. 

2005 machte ich mich selbstständig und konnte mein Wissen neben der Dozententätigkeit an den Gesundheitsschulen auch in Referaten, Kursen und bei Beratungen von Medizinalfachpersonen in Spitälern, Alters- und Pflegeheimen oder auch Verbänden weitergeben. Bei dieser Tätigkeit habe ich durch Fragen und Schilderungen des Personals im Gesundheitswesen meine Sensibilität für anspruchsvolle Situationen im Berufsalltag weiter geschärft. Dies hat mich motiviert, mich dafür einzusetzen, dass Fachkräfte im Gesundheitswesen auf herausfordernde Situationen vor allem in den Grundausbildungen besser vorbereitet werden, in dem sie z. B. ihre Rechtsansprüche kennen. Seit drei Jahren bin ich Richterin am Sozialversicherungsgericht des Kantons Basel-Stadt. Damit schliesst sich der Zirkel, und ich befasse mich wieder mit interessanten Sozialversicherungsfällen aus dem Invaliden-, Unfall- und Krankenversicherungsbereich, nun aber nicht mehr aus der Optik einer Sozialversicherung, sondern aus neutraler Sicht.  

Du möchtest auch etwas Privates von mir hören? Ich bin seit 35 Jahren verheiratet und habe zwei erwachsene Töchter. In meiner Freizeit wandere ich sehr gerne, fahre Ski und spiele ab und zu Tennis.  

«Seit drei Jahren bin ich Richterin am Sozialversicherungsgericht des Kantons Basel-Stadt.»

Was genau waren deine Aufgaben als Präsidentin der Schulkommission?  

Die Aufgabe in der neu geschaffenen Schulkommission hat mir einen regelmässigen Dialog mit der Schulleitung ermöglicht – früher mit Hanspeter Karrer, seit dem Jahre 2016 mit Bernadette Oberholzer. Dabei erlebte ich die schönen, aber auch schwierigen Seiten der Leitung einer Schule am Rande mit, was sehr spannend war. Wichtig war für mich als erste Präsidentin der Schulkommission, dass für alle Aufgaben, die die Schulkommission gemäss der kantonalen Verordnung des BzG hat, Prozesse bestimmt werden. Deshalb haben wir für unsere wichtigen Aufgaben wie Schulbesuche, Personalgeschäfte, Aufsichtsbeschwerden und Verfügung von Schulausschlüssen Konzepte entwickelt und den teilweise veränderten Verhältnissen angepasst.  

Für uns Mitglieder der Kommission ist von Anfang an klar gewesen, dass wir eine beratende Aufsicht ausüben wollen. Da aber die Schulleitung selbst mit viel Engagement direkt und schnell alle Schwierigkeiten angegangen ist, hat sie nur ganz selten auf unser Angebot eingehen müssen.  

«Für uns Mitglieder der Kommission ist von Anfang an klar gewesen, dass wir eine beratende Aufsicht ausüben wollen.» 

Wenn du dich zurückerinnerst, welches waren deine eindrücklichsten Erlebnisse? 

Ein eindrückliches Erlebnis war für mich, als ich die Schulkommission der Schulkonferenz des BzG vorstellen durfte. Plötzlich den gesamten Lehrkörper vor mir zu sehen, hat mich beeindruckt. Damals ist mir so richtig klar geworden, welchen grossen Einflussfaktor die Schulkonferenz und – potenziert – die Schulsynode darstellen. 

Interessant fand ich auch die Tatsache, dass es für die Schule immer schwierig war, Vertretungen der Studierenden für die Schulkommission zu finden. Ich bedauerte dies nie, weil ich es als Zeichen deutete, wie zufrieden unsere Studierenden an der Schule sind. Ich bin überzeugt, bei Handlungsbedarf würden sich schnell zahlreiche Studierende für diese Aufgabe melden. 

«Plötzlich den gesamten Lehrkörper vor mir zu sehen, hat mich beeindruckt.» 

Gab es besondere Herausforderungen? 

Vor allem Personalgeschäfte stellten für die Schulkommission eine grosse Herausforderung und Verantwortung dar. Wenn die Schulkommission Anstellungen genehmigen muss oder beim Verfügen einer personalrechtlichen Massnahme involviert ist, kann sie diese nicht einfach «durchwinken. Wurden uns z. B. nach einem langen Auswahlverfahren Kandidaturen unterbreitet, die die Kommission nicht überzeugten, war es für die Schule nicht einfach eine Lösung zu finden. Zum Glück kam dies nur selten vor.  

Besondere Achtsamkeit erforderte meine Doppelrolle als Schulkommissionspräsidentin einerseits und als Dozentin andererseits, eine Funktion, die ich in der Zwischenzeit in allen Bildungsgängen wahrnahm. Als Juristin wurde und werde ich öfters von Lehrpersonen, Dozierenden und Studierenden in sensiblen Themenbereichen um Rat gefragt. In Pausen und Randzeiten (nicht aber mit Mails) stehe ich für die Beantwortung solcher Fragen gerne zur Verfügung. Wenn ich aber feststellen musste, dass es um interne Schwierigkeiten ging, wies ich auf den ordentlichen Beschwerdeweg hin. In eine aktive Rolle wäre ich als Schulkommissions-präsidentin nur bei einer Aufsichtsbeschwerde gegen die Schulleitung geschlüpft. Dies ist jedoch in all diesen Jahren kein einziges Mal der Fall gewesen, wozu ich der Schulleitung gratuliere! 

«Besondere Achtsamkeit erforderte meine Doppelrolle als Schulkommissionspräsidentin einerseits und als Dozentin andererseits  . . .» 

Was hat dich in deiner Rolle als Präsidentin der Schulkommission persönlich weitergebracht? 

Eine Schule von innen zu erleben, wie ich das im BzG darf, ist für mich eine enorm spannende Erfahrung. In Rechtsdiensten, am Gericht und auch bei Referaten muss ich als möglichst neutrale Person die Situation analysieren, deren Vereinbarkeit mit unseren Gesetzen auslegen und einen Schluss ziehen. Am BzG bin ich direkt vor Ort dabei. Ich führe spannende Diskussionen mit den Studierenden über heikle Situationen im Berufsalltag, Arbeitsbedingungen, Umgang mit Angehörigen, das Epidemiengesetz usw. Ich erlebe intensive Gespräche mit einer enorm engagierten Direktorin, der Schulleitung und so vielen sehr motivierten Lehrpersonen und Dozierenden. Dies ist für mich Antrieb, fachlich in dem grossen Rechtsgebiet des Sozial- und Gesundheitsrechtes möglichst gut à jour zu bleiben, was nicht einfach ist. Die enormen Entwicklungen in den medizinischen und biotechnologischen Wissenschaften stellen an uns als Gesellschaft grosse Herausforderungen. Ausdruck davon sind zahlreiche neue Gesetze, die Rahmenbedingungen für diese Entwicklungen formulieren. Durch meine Tätigkeiten gezwungen zu sein, bei dieser Entwicklung in der Humanmedizin am Ball zu bleiben, hat mich sicher weitergebracht.  

 

«Am BzG erlebe ich eine lebhafte Institution von innen. Ich führe spannende Diskussionen mit den Studierenden über heikle Situationen im Berufsalltag . . .» 

 

Wenn du jetzt aus dem Amt scheidest, wird sicher mehr Zeit für andere Beschäftigungen sein. Hast du bereits spezielle Pläne? 

Ich freue mich, wenn ich mehr Zeit habe, einen guten Film zu sehen oder ein spannendes Buch zu lesen. Von einigen Mitarbeitenden des BzG erhalte ich immer wieder gute Tipps, was ich sehr schätze.  

Was wünschst du dem BzG? 

Das BzG hat derzeit enorme Belastungen zu bewältigen. Das letzte Coronajahr hat für alle involvierten Personen durch die Umstellung auf Distance Learning einen Kraftakt bedeutet, wofür ich allen im Namen der Schulkommission herzlichst danke. Durch den ausserordentlichen Einsatz aller Beteiligten konnte der Unterricht aufrechterhalten werden. Das war nicht einfach, aber es wurde von unseren Kunden, den Studierenden sehr geschätzt, wie mir oft versichert wurde.  Die Idee des Campus Bildung Gesundheit in Münchenstein voranzutreiben und dies bei gleichzeitigem Umzug in das Provisorium im Klybeck-Areal, ist allein schon ein Kraftakt. Wenn dann zeitgleich noch ein neues Curriculum z. B. für die Pflege eingeführt werden muss, der Bachelorstudiengang Physiotherapie aus dem BzG herauszulösen und in die Berner Fachhochschule zu überführen ist, dann ist all dies zusammen ein unglaubliches Arbeitspaket. Ich wünsche dem BzG und seinen Akteuren, dass sie trotz dieser zahlreichen Belastungen immer wieder etwas Ruhe finden, damit die Kraft da ist, um den Nöten und Schwierigkeiten unserer Studierenden zu begegnen. Sie sind die Zukunft, und es ist wichtig, dass sie mit Freude, aber auch mit realistischen Vorstellungen ins Berufsleben einsteigen, damit sie nicht bei auftretenden Hürden den Weg aus dem Beruf suchen. Letztendlich wünsche ich aber auch eine gewisse Nachsicht aller Beteiligten für allfällige Pannen, die sich aufgrund dieser Ausnahmesituation ergeben.  

«Ich wünsche dem BzG und seinen Akteuren, dass sie trotz dieser zahlreichen Belastungen immer wieder etwas Ruhe finden, damit die Kraft da ist, um den Nöten und Schwierigkeiten unserer Studierenden zu begegnen.» 

Liebe Sabine, wir danken dir ganz herzlich für deinen langjährigen, professionellen Einsatz als Präsidentin der Schulkommission und das Interview!  

Vorheriger Blogbeitrag
Zurück zur Blogliste
Nächster Blogbeitrag