Supporten, beraten, unterstützen: Dr. Stefan Keller, seit November 2024 neuer Leiter der Fachstelle Pädagogik und Mediendidaktik

Interview von April 2025

Dr. Stefan Keller
Leiter der Fachstelle Pädagogik und Mediendidaktik

Interview

Stefan, im November des vergangenen Jahres hast du deine neue Stelle am BzG angetreten. Wie bist du gestartet?

Es war ein sehr guter Start! Insbesondere auf der menschlichen Ebene fühlte ich mich vom ersten Tag an sehr wohl. Wenn man eine neue Stelle antritt, dann darf man erwarten, dass man gut eingearbeitet wird, man muss aber selbst auch aktiv werden und auf die Leute zugehen. Mit dieser Kombination ist die Einarbeitung gut und schnell vorangekommen. Nach einem knappen halben Jahr kann ich alle Prozesse und Abläufe recht gut überblicken und habe ein Grundverständnis für die zentralen Zusammenhänge – sowohl im Hintergrund als auch für das Unterrichtsleben am BzG aufgrund von Unterrichtsbesuchen. So habe ich schon viele Mitarbeiter*innen des BzG in unterschiedlichsten Kontexten kennengelernt und bin im Austausch über verschiedenste Themen. Last but not least war und ist die Zusammenarbeit mit Manuela Buttliger, mit der ich die Fachstelle leite, sowie mit der Schulleitung vom ersten Tag an sehr wertschätzend und konstruktiv und macht Spass.

Die grösste Herausforderung war sicherlich die Migration unserer Schulinformatik zum Erziehungsdepartement – kaum hatte ich meine Arbeitsumgebung etabliert, musste ich wieder von vorne anfangen und alles neu aufbauen. Durch die Migration konnte ich aber auch die zentralen Prozesse des BzG schnell und unmittelbar kennenlernen. Speziell die für die heutige Zeit der Digitalisierung typische und wichtige Kompetenz, eigenverantwortlich nach Lösungen zu suchen, die Komplexität und auch die Unvollkommenheit der allgegenwärtigen digitalen Arbeitsumgebung zu akzeptieren und nicht im Aussen nach Schuldigen zu suchen, konnte ich gut trainieren.

Herausfordernd ist zudem, dass es natürlich unmöglich ist, Bernd Haag, dessen Stelle ich gewissermassen übernommen habe, zu «ersetzen» – hat er doch die Fachstelle aufgebaut. Bernds Pensionierung hinterlässt eine riesige Lücke an Know-how und Erfahrung, die wir erst mit der Zeit schliessen können.

Die Arbeit mit OpenOLAT stellt für mich keine besondere Schwierigkeit dar – ich kenne OLAT schon seit seiner Gründung um das Jahr 2000 herum. So habe ich diese Lernplattform bereits an der Universität Zürich als Dozent eingesetzt und Dozierende beim Einsatz betreut. Ich habe aber feststellen müssen, dass sich das System, seit ich es das letzte Mal benutzt habe, weiterentwickelt hat und ich auch noch Weiterbildungsbedarf habe.

«… ich kenne OLAT schon seit seiner Gründung um das Jahr 2000 herum.»

Kannst du uns von deinem beruflichen Werdegang erzählen und was dich bewogen hat, dich am BzG zu bewerben?

Das ist schnell erzählt: Nur schon der Titel der Stellenausschreibung «Co-Leitung Fachstelle Pädagogik und Mediendidaktik» traf bei mir genau ins Schwarze, entspricht es doch meinem beruflichen Profil. Seit zwanzig Jahren arbeite ich in solchen dienstleistungsorientierten Organisationseinheiten an (Hoch-)Schulen. Da musste ich nicht zweimal überlegen in Sachen Bewerbung. Zudem ist mein privater Hintergrund dafür entscheidend gewesen – seit Frühling 2023 lebe ich in Muttenz mit meiner Frau Nejla, wir haben im Mai 2023 unseren Sohn Andreas bekommen. Seit 2022 hatte ich an der Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften (ZHAW) gearbeitet, und die Pendelei nach Zürich wurde nach der Geburt untragbar. Deshalb war klar, dass ich mich längerfristig auch beruflich in die Basler Region orientieren wollte. Und das BzG ist 12 Velominuten durch den Wald und die Grün80 hindurch entfernt – auch hier musste ich also nicht zweimal überlegen.

Zu meinem beruflichen Werdegang: Als ursprünglicher Zürcher bin ich im Aargau aufgewachsen und habe in Baden das Gymnasium besucht, dann an der Universität Zürich das Studium der Geistes- und Sozialwissenschaften aufgenommen, zwischenzeitlich zwei Jahre in Berlin studiert, dann das Studium in Zürich abgeschlossen. Danach folgte neben meinen beruflichen Ausflügen in die Welt von E-Learning, Didaktik und Dozierenden-Tätigkeit die Doktorarbeit in Geschichte.

Bitte erzähle uns doch etwas mehr vom «privaten» Stefan.

Meine Familie steht für mich an erster Stelle – das ist auch nicht anders zu erwarten, mit einem knapp zweijährigen Wirbelwind zu Hause, der die ganze Aufmerksamkeit auf sich zieht. Das hat im Moment Priorität. Meine Hobbys aus der Vorfamilienzeit sind: Musik (ich spiele leidenschaftlich gern Gitarre), Lesen, Wandern und Bergsteigen, Sprachen lernen, Snowboarden, Velofahren – das alles muss im Moment etwas warten. Aber als Familie werden wir jeden Tag mobiler, und Wandern und Velofahren werden ab diesem Frühjahr wieder auf dem Programm stehen.

Was sind deine Aufgaben als Leiter der Fachstelle Pädagogik und Mediendidaktik am BzG?

Unser Aufgabengebiet setzt sich zusammen aus einem Mix von sehr klaren Aufgaben auf der einen Seite und von Tätigkeiten, deren Profil wir zuerst noch in Zusammenarbeit mit der Schulleitung definieren müssen. Wir befinden uns im Prozess der Neuausrichtung der Fachstelle und sind zuallererst für OLAT und für alles, was den Einsatz von OLAT im Unterricht betrifft, zuständig. Ebenso für alles, was innerhalb von OLAT sonst noch an Instrumenten eingesetzt wird – also z.B. digitale Pinnwände wie Padlet, Instrumente für Online-Meetings wie BigBlueButton oder Teams, Office-Applikationen, die man in OLAT nutzt etc. Wir sorgen dafür, dass alle OLAT-Kurse zum richtigen Zeitpunkt bereitstehen und alle Inhalte ready und funktionstüchtig sind. Wir supporten, beraten und unterstützen Lehrpersonen und Mitarbeiter*innen in diesem Gebiet, das sich mit dem Begriff der Mediendidaktik umschreiben lässt. Hier arbeiten wir auch eng zusammen mit den Multiplikator*innen aus den Bildungsgängen, die neu die Lehrpersonen in ihrer täglichen Arbeit im Unterricht unterstützen werden. Sehr wichtig in diesem Gebiet ist auch die Zusammenarbeit mit dem Office Management (OM) im Bereich der Schnittstellen zwischen unseren verschiedenen Softwaresystemen wie easySoft und OLAT. Wir gestalten gemeinsam Automatisierungsprozesse, die uns und andere Beteiligte aus den Bildungsgängen und dem OM betreffend Handarbeit entlasten sollen (z. B. OLAT-Kurskopien, Zuteilung zu OLAT-Kursen zum Curriculum in OLAT, Übertragung von Daten wie Prüfungsergebnisse etc.).

Ein noch neues Gebiet von Tätigkeiten, das stark mit dem Begriff der «Pädagogik» zusammenhängt, ist der ganzheitliche Zugang zum Unterrichten am BzG, was z. B. die Verbindung von Online- und Präsenzunterricht oder den Einbau pädagogischer Prinzipien oder aktueller Entwicklungen ins Curriculum anbelangt. Hier werden wir voraussichtlich neben der direkten Unterstützung von Lehrpersonen in ihrem Unterricht auch bei der Gestaltung der Curricula mit Rat und Tat den Bildungsgängen zur Seite stehen (z. B. was den Impact von KI auf das Curriculum anbelangt) und die verantwortlichen Personen bei der Ausarbeitung von OLAT-Kursen begleiten. Zusätzlich werden wir die Bildungsgangleitungen und die Schulleitung bei der Weiterentwicklung des Unterrichts am BzG strategisch unterstützen.

Eine weitere Aufgabe ist die Schulung und Weiterbildung von Lehrpersonen sowie das Einbringen von Innovation und Tätigkeiten im Netzwerk ausserhalb des BzG in verschiedenen Verbünden von Bildungsorganisationen im Gesundheitswesen. Nicht zuletzt unterstützen wir auch den Bereich Weiterbildung, auch vor allem bezüglich des Einsatzes von OLAT.

«Wir supporten, beraten und unterstützen Lehrpersonen und Mitarbeiter*innen in diesem Gebiet, das sich mit dem Begriff der Mediendidaktik umschreiben lässt.»

Wo siehst du besondere Herausforderungen?

Eine grosse Herausforderung ist die historisch gewachsene Komplexität unserer Bildungsgänge, die viele Beteiligte sehr fordert. Zunehmend werden digitale Instrumente eingesetzt, Prozesse digital abgebildet und Schnittstellen etabliert, sodass viele Prozesse automatisch ablaufen können.

Persönlich erlebe ich auch die Herausforderung von Lehrpersonen, sich innerhalb der Vorgaben von Rahmenlehrplänen und Konzepten eigene Freiheit in der Unterrichtsgestaltung zu erhalten. Diese doch sehr weitgehenden Vorgaben unterscheiden sich beispielsweise stark von den universitären Gepflogenheiten, in denen ich sozialisiert worden bin. Dort gab und gibt es (fast) zu viel Freiheit in der Lehre, wodurch sich Studierende verloren und orientierungslos fühlen können. Das ist am BzG, so wie ich es erlebe, völlig anders: Die Studierenden werden stark an die Hand genommen und unterstützt, was ich sehr positiv finde. Auf der anderen Seite erfordern die Vorgaben am BzG eine intensive Zusammenarbeit der Lehrpersonen und ein klares Alignment der Lehrinhalte.

Eine weitere Herausforderung, die sehr typisch für solche Organisationseinheiten wie unsere Fachstelle ist: Wir haben eine Querschnittsfunktion. Somit sind wir überall involviert, aber nicht wirklich überall integriert. Bezüglich Kommunikationsfluss und Regelung von Zuständigkeiten ist dies traditionell schwierig. Welche Aufgaben haben wir? In welchen Gremien und Sitzungsgefässen sollen wir dabei sein? Wo entscheiden wir mit?

Wie erlebst du die Zusammenarbeit in deinem Team?

Diese Frage betrifft an erster Stelle die Zusammenarbeit mit Manuela. Die zentrale Aufgabe seit meinem Arbeitsbeginn war und ist zuerst der Aufbau einer guten und konstruktiven Zusammenarbeit unter uns – ich würde sagen, das ist uns ganz hervorragend gelungen, die Zusammenarbeit macht uns grossen Spass. Manuela bringt sehr viel BzG-spezifische Erfahrung mit, und zusammen mit meiner schon längeren Berufspraxis und meiner «Aussenperspektive» ergänzt sich das optimal. Ansonsten habe ich mit vielen Personen eine mehr oder weniger intensive Zusammenarbeit aufgebaut, insbesondere mit den Bildungsgangleitungen, dem OM und den Mitarbeiter*innen am BzG, die in Planungs- und Gestaltungsprozesse eingebunden sind.

Durch den Aufbau der Gruppe der Multiplikator*innen wird das Team in den nächsten Monaten um vier Personen anwachsen. Darauf bin ich sehr gespannt und freue mich!

Was sind deine Pläne für die nahe Zukunft?

Beruflich ist es mein Ziel, möglichst bald die Fachstelle fundiert neu auszurichten, zu etablieren und dies zu kommunizieren. Da sind wir gerade mittendrin. Zudem verfolge ich weiterhin mein Ziel, mich intensiver in alle Prozesse des BzG einzuarbeiten, die für meine Arbeit relevant sind, und durch die bereits im Jahr 2024 begonnenen Unterrichtsbesuche und Gespräche die Bildungsgänge, den Unterricht und die Lehrpersonen besser kennenzulernen.

Privat steht für mich meine Familie im Vordergrund – mit unserem Sohn zu Hause sind meine Pläne für die Zukunft offenkundig: Ich möchte jeden Tag mit ihm geniessen und seine Entwicklung erleben!

«Durch den Aufbau der Gruppe der Multiplikator*innen wird das Team in den nächsten Monaten um vier Personen anwachsen. Darauf bin ich sehr gespannt und freue mich!»

Hast du abschliessende Gedanken oder Worte, die du gerne mitteilen möchtest? Ein kurzes Resümee oder eine Botschaft für unsere Leser*innen?

Was mir spontan einfällt, ist die angenehme Atmosphäre am BzG, das fantastische Gebäude, der wirklich tolle Campus. An meinem Arbeitsplatz und auf der menschlichen Ebene fühle ich mich sehr wohl und schätze es sehr, dass ich eine so abwechslungsreiche Tätigkeit ausüben kann. Wichtig ist mir auch zu betonen, dass ich jederzeit ein offenes Ohr für alle Anliegen habe, welche die Fachstelle betreffen – also bitte nicht zögern, mich anzusprechen! 😉

Herzlichen Dank, Stefan, für das wirklich ausführliche Interview und alles Gute weiterhin!

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