Digitale Mikroskopie

Unterrichtsbericht BMA von April 2021

Carmen Droll
Lehrperson Bildungsgang biomedizinische Analytik BMA HF

Hintergrund

Seit ca. zwei Jahren verfügt der Bildungsgang biomedizinische Analytik HF für den Unterricht über das Instrument der digitalen Mikroskopie. Diese Software basiert auf einem Cloudzugang und kann daher ortsunabhängig genutzt werden. Studierende der BMA HF können die ihnen zugewiesenen Aufgaben überall bearbeiten, sofern sie über einen Laptop und einen Internetzugang verfügen.

Digitale Mikroskopie im Unterricht

Was ist digitale Mikroskopie? Während eine Gewebeprobe – beispielsweise ein Tropfen Blut – unter dem herkömmlichen optischen Mikroskop durch ein Okular betrachtet wird, kann ein digitales Mikroskop das Bild der Probe am Computermonitor abbilden (siehe Abb.). Hierfür wird der Blutausstrich unter dem digitalen Mikroskop eingescannt, je nach Bedarf werden 100 bis 200 Zellen fotografiert. Die Bestimmung der verschiedenen Blutzellen geschieht zunächst zum Teil automatisiert. Für die Anwendung der digitalen Mikroskopie in der Lehre schlägt die Software der Lehrperson eine Art „Lösung“ vor. Das heisst, die Zellen werden den verschiedenen Zelltypen zugewiesen. Bei Bedarf können nachträglich Änderungen vorgenommen und die automatisierte Zuordnung korrigiert werden. Sobald der Blutausstrich ausreichend vorbereitet ist, erhalten die Studierenden den zu bearbeitenden Auftrag. Das geschieht per Mail. Die Studierenden loggen sich in das Tool für die digitale Mikroskopie ein, sehen sich den Blutausstrich an und beurteilen ihn. Die Studierenden verfügen über keine Vordifferenzierung wie die Lehrperson, sondern sie müssen die Zellen am Bildschirm den einzelnen Zelltypen selbst zuweisen, das heisst digital mikroskopieren.

Damit Studierende die digitale Mikroskopie erlernen können, brauchen sie Vorkenntnisse und einige Erfahrung im Mikroskopieren von Hand. Schwierig ist, dass die Zellen in der digitalen Mikroskopie weniger gut erkannt werden können, da das System die Zellen nur begrenzt vergrössert. Je mehr vergrössert wird, umso mehr verpixelt die Ansicht und Details gehen verloren. Wird hingegen der Blutausstrich unter dem Mikroskop betrachtet, werden Zellen differenzierter sichtbar. Manche Zellen werden in der Softwareanwendung mitunter falsch zugeordnet. Hier zeigen sich die Grenzen des Systems.

Mikroskopieren digital (eigene Aufnahme, C. Droll, März 21)

Digitale Mikroskopie in der Praxis

Auch Praxisinstitutionen arbeiten mit der digitalen Mikroskopie. Dies bedeutet eine erhebliche Arbeitserleichterung, da die biomedizinische Analytikerin nur noch nachkontrollieren muss und danach das Resultat freigeben kann. Jedoch werden in der Regel nur einfache Krankheitsbilder auf diese Weise differenziert. Komplexe Erkrankungen werden nach der Vordifferenzierung unter dem Mikroskop von Hand bearbeitet. Sie stellen nach heutigem Stand der Technik eine Überforderung für die digitale Mikroskopie dar.

Fazit

Während des kompletten Lockdowns im Frühjahr 2020 erwies sich das Instrument der digitalen Mikroskopie als ein Glücksfall. So bereitete ich den Studierenden Blutausstriche auf, die sie «im Homeoffice» differenzieren konnten. Sie konnten also dennoch praktisch üben, obwohl die Laborräume am BZG wegen der Covid-19-Verordnungen geschlossen bleiben mussten.

Verschiedene Deutschschweizer Schulen arbeiten mit dieser Software für das digitale Mikroskopieren. Das medi Bern besitzt ein Mikroskop, das Blutausstriche einscannt. Die Schulen schicken Blutausstriche ans medi, um sie dort digitalisieren zu lassen. Somit können unterschiedlichste Fälle für den Unterricht verwendet werden. Da die Schulen miteinander kooperieren, profitieren die BMA-Studierenden anhand der digitalisierten Ausstriche von mehreren Schulen und lernen auf diese Weise eine Vielzahl an Krankheitsbildern kennen.

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