Steckbrief Dieter Wäldele, seit 2006 Lehrperson im Bildungsgang Pflege HF

Dieter, seit 18 Jahren bist du bei uns am BzG. Ende November wirst du pensioniert. Wie fühlt sich das an? 

Sehr gut, es fühlt sich richtig an, eine neue Lebensphase zu beginnen.
Ich freue mich darauf, morgens aufzustehen, nichts vorzuhaben, erst einmal in Ruhe Zeitung oder Sonstiges zu lesen – und gemüüütlich Tee zu trinken.

Kannst du uns von deinem beruflichen Werdegang erzählen und davon, wie du am BzG angekommen bist?

Ich habe 1984 meinen Abschluss als Krankenpfleger (so hiess das damals) in Freiburg an der Universität gemacht. Danach war ich dort noch einige Zeit in der Neurochirurgie und in der Medizin tätig. 1990 bin ich dann nach Basel ans Kantonsspital gegangen und war dort bis 2005 in der inneren Medizin angestellt. Es hat sich dann irgendwann die Frage gestellt, wie es weitergeht. Nach verschiedenen Weiterbildungen wollte ich mich beruflich verändern. Zum Beispiel in den Kader, da wäre theoretisch mehr Einfluss auf Entscheidungen möglich gewesen. Aber diese Tätigkeit schien mir zu wenig mit kreativen Möglichkeiten verbunden. So entschied ich mich für die Pädagogik. Ich habe dann an die BiG (damalige Berufsschulen im Gesundheitswesen) gewechselt und berufsbegleitend Pflegepädagogik studiert. Das war nicht ganz einfach, als langjähriger Praxisexperte neu zu beginnen: Ich war wieder Berufsanfänger und entsprechend unsicher. Wie kann ich die Theorien auf die Bedürfnisse in der Praxis herunterbrechen? Wie komme ich bei den Studierenden an?

Ich muss aber sagen, dass der Unterricht mir bald sehr viel Freude bereitete. Zu Beginn war ich im Lehrerteam für die Betreuung des in dieser Zeit auslaufenden Programms eingesetzt.

Danach bin ich ins Team Training und Transfer (TT) gewechselt.

Bitte erzähle uns doch ein mehr vom «privaten» Dieter.

Ich bin verheiratet und wir haben eine Tochter. Ich lese gerne, gehe laufen und wandern und nicht zuletzt diskutiere ich gerne über alles Mögliche, und das nicht nur privat, wie meine Kolleg*innen erfahren durften …

Ich bin politisch interessiert und mache mir Sorgen um die zukünftige Entwicklung. Ich meine, wir leben hier sehr privilegiert und sollten unsere Ressourcen für Menschlichkeit, Gerechtigkeit und Nachhaltigkeit in der Welt nutzen.

Welche Aspekte deiner Arbeit als Lehrperson fordern dich am meisten heraus? 

Die häufig wechselnden Gegebenheiten beim Digitalen und Organisatorischen, sich zurechtzufinden in neu angepassten Strukturen unseres Intranets oder auch der Lernplattform OLAT. Anspruchsvoll finde ich die diversen Anforderungen, die nicht direkt mit dem Kerngeschäft zu tun haben, aber Zeit und Energie verlangen. Ich meine hierbei nicht die neuen pädagogischen Herausforderungen im digitalen Bereich. So habe ich gerne und schon früh Kurse im OLAT für den Unterricht entwickelt, also schon bevor es während der Pandemie notwendig wurde.

Auch neue Softwaresysteme müssen erst eingespielt sein, bis sie dann im Laufe der Zeit an die Bedürfnisse in der Lehre angepasst sind. So finde ich es beispielsweise im TT für uns wichtig, möglichst schnell an relevante und gültige Daten zur Unterrichtsplanung zu gelangen.

Welche Lehrmethoden oder pädagogische Ansätze liegen dir besonders am Herzen?

Obwohl ich am theoretischen Unterricht Freude habe, bin ich doch vor allem der «Praktiker». Deswegen wechselte ich in den Bereich Training und Transfer, die Arbeit dort hat mir noch mehr entsprochen. Dazu gehören die enge Zusammenarbeit mit den Studierenden und die Auseinandersetzungen mit Richtlinien und Praxisanforderungen. Im TT verfolgen wir konsequent ein Anleitungsmodell (CAS), das der konstruktivistischen Ausrichtung in der Lehre am BzG entspricht und das der Zusammenarbeit mit den Bildungsverantwortlichen aus der Praxis und mit anderen Institutionen als Grundlage dient. Mit Institutionen aus Aarau, Bern, Schaffhausen und Winterthur arbeiten wir im ABZ-Verbund Pflege HF zusammen. Dort bin ich in einer Arbeitsgruppe für die Entwicklung von Arbeitsheften Training und Transfer tätig.[1]

Besonders erfüllend erlebe ich die Zusammenarbeit mit den Teilzeitstudierenden, die i. d. R. bereits einige Vorkenntnisse und Lebenserfahrung mitbringen, was sich im Studium auszahlt.

Kannst du uns von einem besonders inspirierenden Moment erzählen, den du am BzG erlebt hast? Gibt es Schlüsselerlebnisse oder Meilensteine, die deine Sicht auf den Lehrerberuf beeinflusst haben?

Beeindruckend sind für mich die Reaktionen der Studierenden, wenn ich von meinen Praxiserlebnissen erzähle: die plötzliche ungeteilte Aufmerksamkeit, das unmittelbare Verstummen von Nebengesprächen, sogar das Aufblicken vom Bildschirm!

Wie erlebst du die Zusammenarbeit in deinem Team? Gibt es besondere Dynamiken oder Projekte, die euch beschäftigen?

Das ist das Highlight! Wir sind ein tolles TT-Team, das für mich weit über «normales» Kolleg*innensein hinausgeht. Die Auseinandersetzungen mit den Anforderungen der Praxis, der Austausch und die Zusammenarbeit mit Praxisexpert*innen sowie die Nähe zu den Studierenden inspirieren uns laufend zu Weiterentwicklungen. Dazu gehören neue Entwicklungen des praktischen Pflegeprozessunterrichts, Prüfungen und Kommunikationssequenzen. Fast schon Routine sind Anpassungen der Skills an neue Studienergebnisse, Änderungen in der Praxis usw.

Dieter Wäldele
Lehrperson im Bildungsgang Pflege HF

Interview

Dr. Heike Scheidhauer
Kommunikation & Schreibberatung
heike.notexisting@nodomain.comscheidhauer@bzgbs.notexisting@nodomain.comch

Was sind deine Pläne, wenn du pensioniert, also nicht mehr am BzG angestellt sein wirst?

Keine konkreten, vor allem möchte ich den «Unruhestand» vermeiden. Keinen Plan zu haben, ist erst einmal angesagt. Das macht jetzt den Unterschied zu meinem bisherigen Leben seit der Kindheit und Jugendzeit.

Hast du abschliessende Gedanken oder Worte, die du gerne mitteilen möchtest? Ein kurzes Resümee oder eine Botschaft für unsere Leser*innen?

Die Zeit am BzG war interessant und abwechslungsreich. Ich durfte vielen tollen Menschen begegnen. Nicht zuletzt war ich immer sehr zufrieden mit den Arbeitsbedingungen.

Herzlichen Dank, Dieter, für das Interview und alles Gute wünsche ich dir weiterhin!

[1] Anmerkung der Redaktion: siehe ABZ-Verbund (abz-verbund-pflege.ch).