Steckbrief Andrea Egli-Berini

Andrea, seit fast drei Jahren bist du bei uns am BzG. Wie fühlt sich das für dich an? Kannst du uns von deinen Eindrücken und Erfahrungen berichten?

Das BzG begleitet mich schon sehr lange auf meinem Weg. 2005 habe ich meine Ausbildung zur biomedizinischen Analytikerin HF abgeschlossen, damals bekannt als Laborschule, heute Teil des BzG. Bald darauf, 2008, habe ich mich als Praxisbegleiterin und externe Dozentin in den Trainings- und Transferwochen am BzG engagiert und war im Universitätsspital Basel Ausbildungsbegleiterin der Studierenden des BzG. Durch meine langjährige Erfahrung als Dozentin am BzG kannte ich meine zukünftigen Arbeitskolleginnen. Ebenso hatte ich Erfahrung im Betrieb und war mit der Ausbildungsstruktur vertraut. Als ich 2021 gefragt wurde, ob ich mich bewerben möchte, freute ich mich sehr. Mit meiner neuen Stelle am BzG erfüllte sich ein langjähriger Wunsch, als Lehrperson in der Schule Studierende in unserem wunderbaren Beruf ausbilden zu dürfen.

Kannst du uns von deinem beruflichen Werdegang erzählen und wie du auf die Idee kamst, dich am BzG zu bewerben? Was hat dich an unserer Schule besonders gereizt?

Meine Ausbildung zur biomedizinischen Analytikerin HF (Dipl. BMA HF) schloss ich 2005 mit dem Diplom ab. Danach arbeitete ich 16 Jahre am Universitätsspital Basel in der Labormedizin, davon 14 Jahre in der klinischen Mikrobiologie (Bakteriologie), 10 Jahre davon als Teamleiterin und in der Betreuung des Tuberkuloselabors (BSL-3 Labor). Bereits in meiner Jugend konnte ich als Pfadi-Leiterin junge Menschen motivieren und inspirieren. Später erweiterte ich meine didaktischen Fähigkeiten und meine Führungsqualitäten als Teamleiterin und Praxisbegleiterin der Studierenden des BzG. Auch besuchte ich die Lernveranstaltungen für Erwachsene SVEB 1 (Zertifikat im Jahr 2012). Die Arbeit mit unseren Studierenden macht mir grossen Spass und Freude.

2018 kam meine Tochter zur Welt. Nach dem Mutterschaftsurlaub arbeitete ich über zwei Jahre in der klinischen Immunologie und bewarb mich dann am BzG. 2023 habe ich die Weiterbildung zur Lehrperson HF an der EHB absolviert.

Bitte erzähle uns doch auch ein wenig von der «privaten» Andrea.

Wir sind eine mikrobiologische Familie. Mein Mann, Adrian, ist ebenfalls Mikrobiologe und Direktor des Instituts für medizinische Mikrobiologie an der Universität Zürich. Uns haben die Bakterien zusammengeführt. Unsere Tochter lernte früh den Namen des «Zahntüfeli» –Streptococcus mutans.

Ansonsten bin ich immer mit dem Fahrrad unterwegs und an allen naturwissenschaftlichen Vorgängen in der Natur interessiert. Ich gehe gerne wandern, mache ornithologische und botanische Exkursionen, unternehme kulturelle Städtereisen und pflege Landschildkröten. Letzthin konnte ich auf dem Jungfraujoch an einem internationalen Forschungsprojekt der Universität Singapore und Zürich teilnehmen und habe das Mikrobiom der Luft gemessen. Zudem bin ich von Herzen gerne Mama und unternehme viel gemeinsam mit meiner wunderbaren Tochter.

Welche Aspekte deiner Arbeit als Lehrperson fordern dich am meisten heraus? 

Wir leben in einer sich schnell entwickelnden digitalen Zeit, sei es in der Labormedizin, am BzG oder im Alltag. Viele neue, innovative Techniken und Neuerungen fordern uns und können uns unterstützen (Künstliche Intelligenz, Metagenomik, Nanopore Sequencing usw.). Die Weiterbildungen dazu und die Implementierung dieser in den Unterricht benötigen erfordern ein gutes Zeitmanagement.

Welche Lehrmethoden oder pädagogische Ansätze liegen dir besonders am Herzen?

Kompetenzorientiertes Unterrichten liegt mir besonders am Herzen. Die alte Vermittlungsdidaktik, bei der die Lehrperson aktiv und die Studierenden passiv sind, genügt den Anforderungen der heutigen Zeit nicht mehr. Durch die digitale Vernetzung und die künstliche Intelligenz, wie ChatGPT, ist Wissen jederzeit abrufbar. Unsere Aufgabe ist es zu zeigen, wie die Studierenden Wissen erlangen, verarbeiten, einordnen, nützlich anwenden und kritisch reflektieren können, um ihre Kompetenzen aufzubauen. Wichtig ist mir dabei, Eigeninitiative und kritisches Denken zu fördern. Wir arbeiten sehr viel praktisch im mikrobiologischen Unterricht, wodurch Wissen – also die Theorie – selbst erarbeitet werden kann. Zudem suche ich engen Kontakt zur Praxis in der Labormedizin, um rasant fortschreitenden Veränderungen zu folgen und viele aktuelle Beispiele, mikrobiologisches Material und Patientenfälle in den Unterricht einzubinden.

Kannst du uns von einem besonders inspirierenden Moment erzählen, den du am BzG erlebt hast? Gibt es Schlüsselerlebnisse oder Meilensteine, die deine Sicht auf den Lehrerberuf beeinflusst haben?

In meiner Ausbildung zur BMA waren wir in einer kleinen Gruppe nach einer Unterrichtslektion unzufrieden und beschlossen, beim Schweizer Lotto zu spielen, um später unsere eigene «Laborschule» mit bereits verteilten Arbeitsrollen zu eröffnen. Gewonnen haben wir leider nicht, aber vier der Personen, inklusive mir, unterrichteten später tatsächlich im Bildungsgang BMA HF am BzG. Als Lehrperson ist es mir wichtig, den Enthusiasmus für die Mikrobiologie an die Studierenden weiterzugeben.

Wie erlebst du die Zusammenarbeit in deinem Team? Gibt es besondere Dynamiken oder Projekte, die euch beschäftigen?

Unser Team ist klein: mit dem Bildungsgangsleiter und der Administration sind wir neun Personen. 2023 haben wir mit einem neuen Curriculum gestartet. Ausserdem gab es durch Pensionierungen einige Wechsel im Team. Eine Herausforderung ist die Integration von neuer moderner Technologie, wie Sequenzierung oder Massenspektrometrie, in den Unterricht, da diese Techniken teuer sind. Auch beschäftigte uns der Umzug an den neu renovierten Standort in Münchenstein. Trotz dieser Herausforderungen mangelt es nicht an Ideen für neue Projekte und Umsetzungsmut. So haben Barbara Specht und ich für den Tag der offenen Tür ein Kinderlabor mit vier Stationen angeboten, und wir haben von ca. 150 Besucherinnen und Besuchern das Mikrobiom der Hände kultiviert und auf einem Padlet (digitale Pinwand) online sichtbar gemacht (siehe Abb. 1 und Link). Das Projekt Mikrobiom bietet eine spannende Möglichkeit, Mikrobiologie interaktiv zu erleben und ein tieferes Verständnis für die faszinierende Welt, die in uns und auf uns lebt, zu entwickeln. Motiviert wurden wir durch das mediendidaktische Kompetenzen IT Teilprojekt 3 des Erziehungsdepartements.

Andrea Egli-Berini
Lehrperson im Bildungsgang biomedizinische Analytik HF

Interview

Dr. Heike Scheidhauer
Fachstelle Kommunikation & Schreibberatung
heike.notexisting@nodomain.comscheidhauer@bzgbs.notexisting@nodomain.comch

Abbildung 1. Ausschnitt Poster (Tag der offenen Tür, 27.4.2024)

Welche Projekte nimmst du dir in den nächsten Monaten vor – bzw. an welchem Projekt arbeitest du gerade?

Aktuell arbeite ich an mehreren Projekten:
 

  • MALDI-TOF: Im Projekt MALDI-TOF geht es darum, dass ich ein MALDI-TOF MS (Matrix-Assisted Laser Desorption/Ionization Time-of-Flight Mass Spectrometry) für das BzG beschaffe. Diese moderne Technologie revolutioniert die Mikrobiologie durch die schnelle und präzise Identifizierung von Bakterien. Sie steigert die Attraktivität des mikrobiologischen Unterrichts erheblich, da die Studierenden von praxisnahen Erfahrungen profitieren und optimal auf die Anforderungen in der klinischen Mikrobiologie vorbereitet werden.
  • Umsetzung Curriculum23: Im Rahmen des Projekts Curriculum23 passe ich die neue Struktur dem Unterricht an. Diese Anpassung zielt darauf ab, den Lehrplan zu modernisieren und sicherzustellen, dass er den aktuellen Bildungsanforderungen entspricht.
  • Sabbatical 2025: Während des Sabbaticals in Melbourne verknüpfe ich mich mit der Labormedizin in Australien und tausche Wissen aus. Ich erlerne neue Techniken, wie die Nanopore-Sequenzierung, und erweitere gleichzeitig meine Englischkenntnisse.

 

Hast du abschliessende Gedanken oder Worte, die du gerne mitteilen möchtest? Ein kurzes Resümee oder eine Botschaft für unsere Leser*innen?

Die Sichtbarkeit von unserer eher kleinen Berufsgruppe der biomedizinischen Analytiker*innen HF ist sehr wichtig. Wir spüren einen enormen Kostendruck im Gesundheitswesen, durch die Politik und durch das Bundesamt für Gesundheit. BMA leisten einen grossen Beitrag im Gesundheitssystem. 70–85 % der klinischen medizinischen Entscheidungen beruhen auf Laboranalysen und deren Ergebnissen. [1] In den zwei Jahren der Corona-Pandemie haben wir in der Schweiz 18 Millionen PCR-Testungen durchgeführt. Dies unterstreicht die Bedeutung unseres Berufes für die individuelle und öffentliche Gesundheit.

Herzlichen Dank, Andrea, für das Interview und alles Gute weiterhin!

[1] Foubister, Vida. Cap Today Bench press: The Technologist/technician shortfall is putting the squeeze on laboratories nationwide September 2000; Data, P. Resolving Discordant Samples. Advance for the Administration of Laboratories; 2005: p.60