Medizinische Hypnose gegen Raumangst bei einer MRT-Untersuchung

Bildungsgang medizinisch-technische Radiologie HF

Autorin; Jessica Casieri, MTR 20
Kontakt: heike.notexisting@nodomain.comscheidhauer@bzgbs.notexisting@nodomain.comch

Warum Hypnose?

Das Herz rast immer schneller, Schweissperlen laufen die Stirn herunter, Atemnot setzt ein und die Umgebung wird nicht mehr wahrgenommen. Mit diesen Symptomen haben Patientinnen und Patienten zu kämpfen, die während der Magnetresonanztomografie (MRT) unter Raumangst (und der Lautstärke «wie bei einem Rockkonzert») leiden. Laut Morschitzky (2009)[1] leiden 7–8% der Gesamtbevölkerung an Klaustrophobie[2]. Die Betreuung von Personen, die Raumangst angeben, stellt sowohl für die zu untersuchende Person als auch für das medizinische Personal eine grosse Herausforderung dar. In erster Linie wird ein Gespräch mit den Patientinnen und Patienten gesucht, um über die Untersuchung aufzuklären. Doch die Zeit einer dipl. Radiologiefachperson HF ist limitiert, die MRT-Kapazitäten sind ausgebucht und nicht immer kann die betroffene Person vor und während der Behandlung beruhigt werden. Daraus resultierend kommt es für das Personal zum Zeitdruck. Wartezeiten entstehen, die nächsten Patientinnen und Patienten werden unruhig, alle Betroffenen leiden unter diesen Umständen (Morschitzky, 2009).

Abbildung 1. Sinnesspirale der Hypnose (Bildquelle und Erklärung unter www.hansen-hypnose.com, 8.1.24)

Ziel und Fragestellungen

In dieser Diplomarbeit wird der Einsatz der Hypnose als alternative Methode zur medikamentösen Sedierung bei Raumangstpatienten im MRT aufgezeigt. Es wird erarbeitet, welchen Mehrwert die medizinische Hypnose im Alltag einer dipl. Radiologiefachperson HF bieten kann. Folgende Fragestellungen werden untersucht:

  • Worin liegen die Vor- und Nachteile der Hypnose und der HypnoVR Brille gegen Raumangst am MRT im Gegensatz zur medikamentösen Sedierung mittels Midazolam?
  • Welche Anforderungen müssen erfüllt sein, um die Hypnose in der Praxis einzusetzen?

Hypnose versus Nasenspray

Die medizinische Hypnose ist eine vielversprechende Alternative zur Arzneimittel-induzierten Sedierung bei der Bekämpfung von Raumangst während MRT-Untersuchungen. Das Midazolam-Nasenspray[1] ist zwar die aktuell bevorzugte Methode zur Angstreduktion, aber es hat einige Nachteile, wie beispielsweise unerwünschte Nebenwirkungen und die Notwendigkeit einer Begleitperson nach der Inhalation. Beim Einsatz des Nasensprays müssen dipl. Radioloigefachpersonen HF die betroffenen Personen mittels Pulsoxymeter überwachen. Im Gegensatz dazu ist die medizinische Hypnose eine nichtinvasive Methode ohne Nebenwirkungen, die von jeder dipl. Radiologiefachperson HF erlernt und in den Arbeitsablauf integriert werden kann.

Eine weitere Art der Hypnose ist die Virtual-Reality-Brille von der Firma HypnoVR, die vor der MRT-Untersuchung aufgesetzt werden kann. Hierbei erlebt die Patientin oder der Patient während einer hypnotischen Sitzung eine virtuelle Realität, die die MRT-Diagnostik für klaustrophobische Patientinnen und Patienten möglich macht. Positive Ergebnisse wurden bisher jedoch nur in der Westschweiz mit der Methode der Virtual-Reality-Brille von der Firma HypnoVR erzielt. Die medizinische Hypnose hingegen wird verbreiteter angewendet, wobei ein zunehmendes Interesse in den radiologischen Abteilungen festzustellen ist. Um den medizinischen Standards gerecht zu werden, wird eine professionelle Ausbildung empfohlen, die den ethischen Code der International Society of Hypnosis berücksichtigt. Dabei sind die Schweizerische Ärztegesellschaft für Hypnose (SMSH), die Gesellschaft für klinische Hypnose und Hypnotherapie Schweiz (GHYPS) und das Institut Romand d’Hypnose Suisse.

 (IRHyS) geeignete Ausbildungsstellen. Obwohl die medizinische Hypnose in der Schweiz noch nicht als eigenständiger Beruf anerkannt ist und die erbrachten Leistungen derzeit nicht von dipl. Radiologiefachpersonen HF abgerechnet werden können, eröffnet ihre Einführung den Fachkräften eine Möglichkeit zur Erweiterung ihrer Kompetenzen und bietet Patientinnen und Patienten eine Alternative.

Fazit

Insgesamt bietet die medizinische Hypnose gewinnbringende Zukunftsaussichten zur Bekämpfung von Raumangst in der radiologischen Diagnostik. Wenn die medizinische Hypnose und die HypnoVR-Brille in den radiologischen Alltag einziehen, kann damit eine Alternative zur medikamentösen Behandlung angeboten werden. Zudem sind beides nichtinvasive Methoden, die auf die eigenen Ressourcen der Patientinnen und Patienten zurückgreifen (Revenstorf & Peter, 2015). Die medizinische Hypnose kann an geeigneten Ausbildungsstellen für dipl. Radiologiefachpersonen HF erlernt werden.

[1] Auf Nachfrage können die vollständigen bibliografischen Angaben zu den verwendeten Quellen dieser Arbeit mitgeteilt werden.
[2] Klaustrophobie ist die übermässige oder anhaltende Angst bzw. Panik vor dem Aufenthalt in geschlossenen oder engen Räumen.
[3] Der Wirkstoff von Midazolam gehört zu der Gruppe der Benzodiazepine, die auch als Tranquilizer bezeichnet werden und als Beruhigungs- oder Schlafmittel eingesetzt werden (Vögtli, 2022).