Durchführung IPA – Praktische Erfahrungen
Die IPA dauerte vier Wochen. Während dieser Zeit wurden auf einer Abteilung der Medizin zwei Zimmer mit jeweils vier Pflegeempfänger*innen durch das interprofessionelle Auszubildendenteam betreut. Das Team arbeitete in wöchentlich wechselnden Konstellationen zusammen.
Vorbereitend wurden durch die Projektgruppe ein Handbuch für den gesamten Ablauf mit Tagesplan, weiteren Informationsblättern sowie wichtigen Telefonnummern – z.B. für die eigens für die IPA beschafften Telefone – erstellt. Die Informationsblätter beinhalteten beispielsweise Kurzfassungen über Kommunikationsmodelle und Rapportschemata und dienten den Beteiligten als Hilfsmittel. Die Vorarbeiten erwiesen sich als hilfreich, abgesehen vom Tagesablauf. Dieser wurde bereits am ersten Tag in der Reflexionszeit durch die Studierenden optimiert und am zweiten Tag entsprechend umgesetzt. Diese 45-minütigen, schriftlichen und mündlichen Reflexionen seitens der Studierenden fanden täglich statt.
Anschliessend kam jeweils mindestens ein*e Betreuer*in jeder Berufsgruppe hinzu, sodass auch hier aus der Sicht der Berufsbildner*innen Feedbacks an einzelne Studierende, einzelne Teams und/oder alle gegeben werden konnte. Dermassen zeitaufwendige, intensive und konstruktive Reflexionen durfte ich während meiner bisherigen beruflichen Laufbahn erstmals erfahren. Laut Aussagen meiner Mitstudierenden erging es ihnen ähnlich.
Aufgrund dieser gründlichen interprofessionellen Reflexionen konnten noch nicht optimale Prozesse im Tagesablauf identifiziert und unmittelbar am nächsten Tag oder zeitnah verändert werden.
Nicht selten mussten wegen der unterschiedlichen individuellen Tagesabläufe, aber auch durch die vorgegebenen Rahmenbedingungen wie Rapporte, Arbeitszeiten und Dienstwege, Kompromisse gefunden werden. Die Kompromisse konnten jedoch – bei der für alle Teilnehmenden transparenten Entscheidungsfindung – stets von allen nachvollzogen und mitgetragen werden. Es entstand ein Teamgefühl, das über die Professionen hinweg wahrgenommen wurde. Gleichzeitig konnten auch berufsspezifische Problemstellungen im Team geteilt und besprochen werden. So zum Beispiel der immense Zeitdruck der ersten Morgenrunde (Pflege), die Notwendigkeit frühestmöglicher Labordaten (ärztliche Seite), die Bereitstellung von Verordnungen (Physiotherapie) aber auch die «unmenschlichen» Überzeiten (Ärztinnen und Ärzte). Da alle Beteiligten im selben Raum zusammenarbeiteten,
wurde das Bewusstsein für die Arbeitsabläufe und die unterschiedlichen Prioritäten der verschiedenen Professionen geschärft und die Kommunikation fand auf kürzestem Weg und auf Augenhöhe statt, wovon die Patienten sehr profitierten. Als weitere Besonderheit erlebte ich die gemeinsamen Visiten. Sie rotierten täglich mit wechselnder Leitung durch alle Professionen. Die Übernahme der Leitung der Visite durch alle Berufsgruppen förderte ein besseres Verständnis und das interprofessionelle Auseinandersetzen mit den Behandlungen der Pflegeempfänger*innen. Die Rotation stiess bei allen Beteiligten auf Zustimmung.