Der Einfluss einer ausgewogenen Ernährung auf die Wundheilung

Bildungsgang Pflege HF

Autorin; Silvia Wunderlin, PFL 20F
Kontakt: heike.notexisting@nodomain.comscheidhauer@bzgbs.notexisting@nodomain.comch

Thema und Fragestellung

Bereits Hippokrates, griechischer Arzt (460 v. Chr.), meinte: «Eure Nahrungsmittel sollen eure Heilmittel sein und eure Heilmittel sollen eure Nahrungsmittel sein» (Renz-Polster, 2020)[1]. Demzufolge ist es naheliegend, dass eine ausgewogene Ernährung die Heilung einer Wunde fördern kann.

Der Verbandswechsel auf chirurgischen und orthopädischen Stationen in einem Akutspital gehört zur Tagesroutine und wird nach neuestem Wissen und mit hochwertigen Materialien durchgeführt. Eine Wunde soll so schnell wie möglich und ohne lokale oder systemische Störfaktoren heilen.

Jede fünfte Patientin beziehungsweise jeder fünfte Patient, die oder der ins Spital eintritt, ist mangelernährt (Malnutrition). In mehreren aktuellen Studienberichten sowie auch in der Fachliteratur wird betont, dass eine Malnutrition zu Wundheilungsstörungen führen kann. Die zentrale Frage dieser Diplomarbeit lautet: Welchen Einfluss hat eine ausgewogene Ernährung auf die Wundheilung bei erwachsenen Menschen im Akutspital? Sie wird auf der Grundlage einer Literaturrecherche mit dem Ziel beantwortet, passende Ernährungsvorschläge für Patientinnen und Patienten mit Wunden vorzuschlagen[2].

Wunde und Wundheilungsphasen

Gemäss Keller und Radatz (2020, S. 1) ist eine Wunde eine «Durchtrennung verschiedener Gewebeschichten infolge innerer und äusserer Ursachen. Dabei können neben den Hautschichten (Epidermis, Dermis und Subkutis) auch tiefer gelegene Strukturen wie Bänder, Sehnen oder Knochen betroffen sein. Es kann zu einem mehr oder minder ausgeprägten Gewebeverlust mit Funktionseinschränkungen kommen» (s. Abbildung 1).

Abbildung 1. Primäre Wundheilung (Keller & Radatz, 2020, S. 22)

Wie die Definition beschreibt, sind Wunden sehr unterschiedlich und können von oberflächlichen Schürfwunden bis hin zu grossen Verletzungen bis auf die Knochen reichen. Für Patientinnen und Patienten kann eine Verletzung eine Ausnahmesituation darstellen, da diese meistens mit Einschränkungen der Bewegung, Schmerzen und gegebenenfalls grossem Blutverlust einhergeht (Keller & Radatz, 2020, S. 1).

Der Kalorienbedarf ist bei einer Wunde erhöht. Proteine, Aminosäuren, Fette und Kohlenhydrate sind Nährstoffe, die für alle Wundheilungsphasen benötigt werden. Das Vitamin E findet vor allem in der Exsudationsphase – der ersten Wundheilungsphase – Verwendung, das Vitamin B1 vorwiegend in der zweiten, der Granulationsphase. Das Vitamin A ist essenziell für die Granulations- und die darauffolgende Epithelisierungsphase. Die Vitamine C, D, K und der Vitamin-B-Komplex werden in allen drei Wundheilungsphasen benötigt. Kalzium, Kupfer, Eisen, Zink und Selen sind wichtige Mineralstoffe und Spurenelemente, um die Wundheilungsphasen zu unterstützen.

Ergebnis

Für eine normale Wundheilung sind ausreichend Proteine, Kohlenhydrate, Vitamine, Mineralien und Spurenelemente nötig. Sie bewirken, dass die Wundheilungsphasen geregelt ablaufen können (Renner & Erfurt-Berge, 2019, S. 260; s. Abbildung 2). Liegt ein Mangel an Nährstoffen vor, kann eine ausgeprägte Störung der Wundheilung folgen, bis hin zur Entstehung einer chronischen Wunde. Vorhandene Vorerkrankungen spielen ebenfalls eine entscheidende Rolle dabei, ob eine Wunde gut verheilt (Meissner & Meissner, 2017, S. 161). Meissner & Meissner bemerken, dass eine ausgewogene Ernährung einer Malnutrition vorbeugt und somit eine optimale Wundheilung gefördert wird.

Alle Autorinnen und Autoren der in dieser Diplomarbeit verwendeten Quellen betonen, dass die durchgeführten Studien zu wenig aussagekräftig sind und weitere Studien durchgeführt werden müssen, um mehr Evidenz zu erhalten.

Abbildung 2. Nährstoffbedarf in den Wundheilungsphasen (eigene Darstellung SW, 2023)

Fazit

Eine ausgewogene und vollwertige Ernährung ist ein wesentlicher Bestandteil einer gesunden Wundheilung. Um das Bewusstsein dafür zu schaffen, ist es wichtig, ins Akutspital eintretende Patientinnen und Patienten zu schulen und zu beraten, was eine ausgewogene Ernährung bedeutet. Die Schweizerische Gesellschaft für Ernährung bietet verständliches Material an, das zu Schulungszwecken verwendet werden kann.

Auch die interdisziplinäre Zusammenarbeit zwischen Pflegefachpersonen, Ärztinnen und Ärzten sowie Ernährungsberater*innen spielt eine wichtige Rolle. Wurde eine Malnutrition diagnostiziert, ist die Unterstützung der Patientinnen und Patienten mit einem individuellen Ernährungsplan in Zusammenarbeit mit der Ernährungsberatung elementar.

Viele Studienberichte und Fachartikel sind vorwiegend auf chronische Wunden fokussiert. Vertiefend wäre es spannend gewesen, mehr auf Akutwunden fokussierte Literatur zu finden oder die Diplomarbeit auf chronische Wunden zu spezialisieren. Da jedoch akute Wunden durch lokale oder systemische Störfaktoren, wie z. B. die Malnutrition, zu chronischen Wunden werden können, ist es empfehlenswert, bereits bei den akuten Wunden die Ernährung anzupassen.

[1] Die vollständigen bibliografischen Angaben zur verwendeten Literatur können auf Anfrage zugestellt werden.
[2] Aus Platzgründen kann in dieser Zusammenfassung nicht auf dieses Kapitel eingegangen werden.